Gegen den demographischen Wandel kann die Gesellschaft nichts tun. Sehr wohl kann es aber etwas gegen die Vereinsamung der älteren Menschen und gegen die mangelnde Attraktivität des Pflegeberufs unternehmen. Wie Buurtzorg gezeigt hat, kann man das tun und dabei die Kosten auch noch senken. Buurtzorg steht für mehr Qualität zu einem geringen Kosten!

Um das zu verstehen, sollte man einmal zurückblicken, wie alles geschah.

Als die Kosten der Pflege immer mehr stiegen, holte man Manager, um die Kosten zu senken und die haben das gemacht, was man ihnen gelehrt hat. Fragmentation der Arbeitsschritte und ausgiebige Dokumentation jedes Arbeitsschrittes. Wie moderne Managementliteratur (siehe Harvard Business Review) in zahlreichen Artikeln darlegt ist hier aber ein grundsätzlicher Gedankenfehler passiert, denn man hat die Spielregel eines komplizierten System an ein komplexes System angewendet. Die Pflege agiert in einem komplexen System und, wie Studien beweisen, ist in einem komplexen System Beziehung sowohl effektiv als auch effizient (siehe Harvard Longevity Study). In einem komplizierten System, wie es die Industrie ist, ist das nicht der Fall. Im Gegenteil in einem solchen System ist die Beziehung sogar ineffizient und erhöht die Kosten.

Die große Leistung von Jos de Blok, der Gründer von Buurtzorg Niederlande,  war, dass er die richtige Systemdenkweise eingesetzt hat. Das Problem ist aber, dass man diese Denkwiese nicht auf Knopfdruck einführen kann. Man kann nicht Menschen Jahrzehnte auf eine Sache schulen und es plötzlich umdrehen. Das braucht Zeit. Aus diesem Grund kann man nur mit kleinen Schritten anfangen und das ist, was wir vorschlagen.

Die klassische Hauskrankenpflege (HKP) hat ein Management, das, wie es ja geschult worden ist, die den manuellen Teil der Pflegearbeit in Arbeitsschritte fragmentiert, also auf ein paar Handgriffe reduziert und diese Handgriffe müssen genau dokumentiert werden. Dies ist vor allem darin begründet, dass es keine Kontinuität in der Betreuung gibt und die nächste Kraft gut informiert sein muss, was gemacht worden ist. Pflegekräfte verbringen, laut eigener Aussage, ungefähr nur ein Drittel ihrer Arbeitszeit beim Klienten und den Rest müssen sie herumfahren und dokumentieren. Die großen HKP geben selbst zu, dass sie unterbezahlt und überdokumentiert sind. (Zitat Fenninger, Volkshilfe)

Pflege ist aber mehr als ein paar Handgriffe! Das eingetaktete, tayloristische Pflegekonzept der großen HKP, das Menschen im Grunde wie Maschinen behandelt (Daniela Palk, Diakonie), die gewartet werden müssen, mag für gewisse Menschen die richtige Antwort sein, aber sicher nicht für alle. 

Erfolgsvergleich

Pflege besteht aus drei Aspekten:

 Sozialberatung, Disease Management und Pflegetechnik

Der letzte Aspekt beinhaltet vor allem manuelle Arbeit, aber es ist eben ein schwerer Fehler Pflege auf diese Handgriffe zu reduzieren. Als wäre das nicht schlimm genug, hat das Management diese Handgriffe unter ein stringentes Zeitregiment gesetzt. Dies ist insofern unverständlich, da moderne Managementliteratur klar feststellt, dass in einem komplexen System, was die Pflege sicherlich ist, Beziehung sowohl effektiv als effizient ist. Beziehung kann aber kaum entstehen, wenn sie durch enge Zeitvorgabe sich kaum entwickeln kann.  

Es ist völlig richtig, wenn nun das Community Nursing wiederentdeckt wird, denn das ist die eigentliche Pflege. Buurtzorg ist Community Nursing im Team, was eine Weiterentwicklung des Community Nursing Konzepts darstellt. Wenn man so will, ist Buurtzorg nichts Neues sondern die Wiederentdeckung der eigentlichen Pflege.

Wenn man aber die Pflege auf ein paar Handgriffe reduziert, dann ist es kein Wunder, wenn nach durchschnittlich sieben Jahren eine Pflegekraft ihren Beruf, der eigentlich eine Berufung ist, verlässt. Sicher verlassen viele Pflegekräfte ihren Beruf auch, weil die Bezahlung sehr schlecht ist, aber das, siehe Hertzberg, ist bestenfalls ein Teil des Problems. Laut Berufsregister gibt es 150.000 Pflegekräfte in Österreich. Warum sind nur mehr ca. 100.000 als Pflegekräfte tätig?  (Quelle GÖG). Buurtzorg Cura Communitas bietet an Arbeiten, dass für DGPP die ihren Beruf verlassen, habne wieder interessant ist. In unserem Team sind Rückkehrerinnen.

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